TAG 12 - Donnerstag, 11. August 2011

Upernavik  🇬🇱


POSITION:   Länge 56°10'W,   Breite 72°48'N

Wasser 7°, Luft 8°


Nachdem wir die Melville Bucht äußerst ruhig und komfortabel passiert haben, nähern wir uns am Morgen wieder der Küste. Unser heutiges Ziel heißt Upernavik und war einst bedeutendes Verwaltungszentrum für Nordgrönland. Davon zeugen noch immer einige stattliche Gebäude der Kolonialzeit, während der schmucke Ort selbst mit seinen vielen bunten Häuschen zwar immer noch Metropol-Funktionen für einen großen Küstenabschnitt übernimmt, aber politisch bedeutungslos geworden ist. Die etwa 1.100 Einwohner leben hauptsächlich von Jagd und Fischfang.

 

Mit den Zodiacs werden wir an Land gebracht, da dieser Hafen zu klein für die HANSEATIC ist. An der Pier liegt dagegen die wesentlich kleinere OCEAN NOVA, die früher als Küstenfähre in Grönland eingesetzt wurde und heute ebenfalls Expeditionsreisen unternimmt. Wir folgen der Hauptstrasse, welche uns vorbei an Supermarkt, Schulen, Altersheim und Krankenhaus in das ufernahe Wohngebiet der Jäger und Fänger führt. Vor den kleinen, bunten Häuschen stapelt sich die Ausrüstung für Jagd und Fischfang, und die Trophäen ihres archaischen Handwerks zieren Haus und Hof: liegt hier ein Eisbärenfell auf der Veranda, so hat der Nachbar ein frisches Moschusochsenfell in den Wind gehängt, während ein nächster aus unerfindlichen Gründen Moschushufe an der Wäscheleine trocknet. Wer Glück hat kommt gerade rechtzeitig um zu beobachten, wie ein geschickter Fänger am Ufer mit geübten Schnitten eine große Sattelrobbe in küchengerechte Stückchen zerlegt...

 

Schließlich erreichen wir das am Ende der Strasse in unmittelbarer Nähe der örtlichen Müllkippe gelegene Museum, welches als das nördlichste Freilichtmuseum der Welt gilt. In den alten Gebäuden aus der Kolonialzeit befindet sich eine sehenswerte Ausstellung zum Bootsbau der Eskimo. Auch der alte Ratssaal des Distrikts kann besichtigt werden.

 

Gleich oberhalb des Museums liegt der alte Friedhof des Ortes. Prominenteste Grabstelle ist die von Navarana, der Frau Peter Freuchens. Sie stammte aus Thule und war zu Beginn der 5. Thuleexpedition hier 1921 an der spanischen Grippe gestorben. Es war sehr schwierig für Freuchen seine Frau hier zu bestatten, da sie - wie viele Polareskimo damals - ungetauft war und der Pfarrer keine Heiden auf seinem Friedhof haben wollte. Oberhalb des alten Friedhofs liegt der moderne Teil und wir können gut eine gewisse Kontinuität der Begräbnisriten erkennen. Während anderenorts die Toten in grasigen Senken beerdigt werden, gibt es in Upernavik eigentlich nur Fels, sodass die Särge oberirdisch mit Steinen ummauert wurden. Heute wird oft auch einfach nur Beton verwandt. Dafür ist der Friedhof Upernaviks bezüglich seines Blumenschmucks vermutlich der farbenprächtigste von ganz Grönland - die bunten Sträuße sind allerdings sämtlich aus Plastik.

 

Um 12:30 Uhr endet unser heutiger Landgang und wir machen uns mit hoher Geschwindig¬keit auf den Weg nach Süden, da wir morgen schon sehr früh wieder in der Diskobucht sein müssen, um genug Zeit für unseren Tag in Qeqertarsuaq zu haben.

 

Das Wetter ist immer noch grau als wir an den Bergen südlich Upernaviks vorbei gleiten. Da ist es nicht ganz so schlimm am Nachmittag für ein Stündchen in der Darwin Hall zu sitzen, wo unser Grönlandspezialist Hans Joachim Kürtz über die aktuellen Perspektiven des Landes berichtet. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen stehen die Bodenschätze welche unter dem Inlandeis oder auch Offshore erwartet werden. Bereits jetzt wird eifrig nach Gold geschürft und für die Zukunft setzt man auf die sogenannten „Seltenen Erden", welche sogar noch wertvoller sind und vor allem in der Mikroelektronik gebraucht werden.

 


Besichtigung des Maschinenraumes