TAG 3  -  Dienstag, 2. August 2011

Uummannaq   🇬🇱


POSITION:   Länge 52°28'W,   Breite 70°45'N

Wasser 7°,   Luft 11°


Graue Wolkenschleier bedecken den Himmel, als wir uns am Morgen - aus westlicher Richtung kommend - dem markanten und weithin sichtbaren Hausberg von Uummannaq nähern. Auch dieser Fjord ist mit einer Vielzahl von Eisbergen durchsetzt. An der Steuerbordseite befindet sich die schroffe Nuussuaq Halbinsel, deren andere Seite wir gestern bei der Passage des Vaigat Sundes zu unserer Rechten hatten. Linkerhand kann man die gezackten Bergkämme der Alfred Wegener Halbinsel erkennen, davor erhebt sich noch die von besonders schönen Basaltgängen durchzogene Sagdleq Insel aus dem Meer.

 

Während des Vormittags nähern wir uns langsam dem heutigen Ziel, haben aber noch genügend Zeit ersten Vorträgen beizuwohnen. Zunächst werden wir von Sylvia über Wale und Delfine informiert. Neben den Eisbären gehören sie ja zu den Tieren, die man auf einer solchen Arktisfahrt gerne einmal zu Gesicht bekommen möchte. Und so erfahren wir hier, wie sich die Vorfahren der Wale vor Millionen von Jahren an ein Leben im Wasser anpassten, wie etwa das Blasloch im Laufe der „Nasalwanderung" von der Nasenspitze an die Stirn wanderte. Die Lektorin stellt uns die verschiedenen Walarten vor, erläutert die gigantischen Dimensionen, Körperbau, Ernährungsgewohnheiten und Fortpflanzungsaspekte der riesigen Tiere.

 

Nach kurzer Pause folgt der nächste Vortrag, in dem unser Grönlandkenner Hans-Joachim Kürtz die historische Entwicklung der Inuitkultur auf Grönland nachzeichnet. Er erzählt von den frühen Einwanderungen, von Hundeschlitten und Kajaks, berichtet aber auch von der Verbindung zu Norwegen und Dänemark und schildert die heutige politische Situation der Insel, welche eine immer größere Selbständigkeit und Loslösung vom Mutterland anstrebt.

 

Nach dem Mittagessen liegt die MS HANSEATIC vor dem Hafen von Uummannaq und wir beginnen mit der Ausbootung. Der geschützte Naturhafen des Ortes ist für unser Schiff zu eng, weshalb wir mit den Zodiacs zu einer kleinen Pier gebracht werden. Wir haben jetzt die Möglichkeit auf eigene Faust den Ort zu durchstreifen und auch dem Museum einen Besuch abzustatten. Dieses widmet sich unter anderem den Expeditionen des deutschen Grönlandforschers Alfred Wegener und den hier ganz in der Nähe gefundenen Mumien der Thulekultur.

 

Wem der Sinn nach einer etwas längeren Wanderung steht, der folgt den Lektoren hinaus aus dem Ort zum etwa eine Stunde Fußmarsch entfernten Haus des Weihnachtsmannes. Dieses kleine, grüne, mit Torfsoden isolierte Häuschen war vom dänischen Fernsehen vor ca. 25 Jahren für eine adventszeitliche Mini-TV-Serie errichtet worden und ist in Dänemark so bekannt wie bei uns die Schwarzwaldklinik... 

 

Während wir noch die Blumen der Tundra betrachten oder einen ausgiebigen Blick auf den wirklich imposanten Hausberg von Uummannaq werfen, springt tatsächlich ein leibhaftiger Weihnachtsmann aus der Hütte und verwöhnt uns gemeinsam mit der Hotelcrew mit Glühwein, heißer Schokolade und echtem Weihnachtsgebäck! Bei einem so warmen Sommertag schmelzen die Dominosteine dahin und das von Frau Adler ausgeteilte Fruchteis erfreut sich größerer Beliebtheit...

 

Zurück an Bord werden Wanderstiefel und Parka gegen Kleid und Anzug getauscht, denn der Kapitän bittet zum Cocktailempfang um uns den weiteren Reiseverlauf zu skizzieren, seine Offiziere vorzustellen und gemeinsam mit uns auf eine erlebnisreiche Fahrt anzustoßen.

 

 

ALFRED WEGENER

Der 1880 in Berlin geborene Wegener studierte Naturwissenschaften, hauptsächlich Meteorologie, Messtechnik und Astronomie. 1906 nimmt er als Meteorologe an einer dänischen Expedition nach Nordostgrönland teil, bevor er die Welt 1912 mit seiner Theorie der treibenden Kontinente überrascht. Im gleichen Jahr startet er zu einer weiteren Expedition nach Nordostgrönland, überwintert auf dem Inlandeis und überquert es im nächsten Frühjahr auf einer ca. 1.000 km langen Strecke. 1924 wird er Professor in Graz und beginnt 1928 mit den Vorbereitungen zu seiner letzten Grönland-Expedition: Drei Stationen sollen gemeinsam Daten erheben, seine Ausgangsbasis ist dabei Uummannaq, am wichtigsten aber die Station "Eismitte", tatsächlich in der Mitte des grönländischen Eisschildes gelegen. Auf dem Rückmarsch von dieser Station an die Küste bei Ukkusissat stirbt Wegener im November 1930 an Herzversagen.

Die Theorie der Kontinentaldrift oder Plattentektonik wird erst 20 Jahre nach seinem Tod akzeptiert.