TAG 7  -  Sonnabend, 6. August 2011

Dundas Harbour/Nunavut,

Lancaster Sound/Nunavut   🇨🇦

und Brückenbesichtigung



Wasser 6°   Luft 8°

POSITION:   Länge 82°38' W   Breite 74°30' N


Bei Dundas Harbour wollen wir heute gegen 9:00 Uhr im Osten der Devon Insel an Land gehen. Die MS HANSEATIC findet hier einen sehr geschützten Naturhafen, welcher ideal für unsere Zodiacanlandung ist. Dundas Harbour bietet ein wildes Bergpanorama mit viel verwitterndem Gestein und einem Gletscher im Hintergrund. An Land sollte man auch ein Auge für die kleinen Dinge haben, denn in geschützten Mulden wächst und blüht hier eine üppige und äußerst vielfältige Tundravegetation. Es finden sich hier unter Anderem dichte Büschel der Kantenheide, Silberwurz, Stengelloses Leimkraut, Arktischer Mohn, Lichtnelken, Weiden und Weidenröschen. Am Kiesstrand bei den alten Hütten sieht man auch das auffällige Strand-Blauglöckchen, das allerdings nur noch vereinzelt blüht und meist schon seine Samen ausbildet.

 

Diese Hütten sind die Überreste eines kanadischen Polizei-Außenpostens, der hier zwischen 1924 und 1951 von den berühmten „Mounties" betrieben wurde. Allzu viele Gesetzesbrecher werden sie in dieser damals wie heute recht dünn besiedelten Gegend wohl kaum zu Gesicht bekommen haben. In erster Linie ging es der Regierung sicher darum, auch hier im äußersten Norden Flagge zu zeigen und ihre Souveränitätsansprüche geltend zu machen.

 

Auf dem kleinen Friedhof oberhalb der noch erstaunlich gut erhaltenen Gebäude liegen zwei der einst hier stationierten Polizisten begraben. In einem erklärenden Text heißt es, dass sie sich beide „aus Versehen" mit ihrem eigenen Gewehr per Kopfschuss töteten ...

 


"Dolph" oder "P II A-b": ein Abbruch vom Peterman Gletscher

Nachmittags fahren wir etliche Meilen im Lancaster Sound zurück um einen riesigen Eisberg zu suchen, den unser wachhabender Offizier schon in der Nacht entdeckt hatte. Tatsächlich taucht er bald in der Ferne vor uns auf und wird größer und größer. Im Unterschied zu all den anderen von irgendwelchen Gletschern abgebrochenen Eisbergen mit all ihren bizarren Formen und Größen sieht dieser wie ein Tafeleisberg aus, die in der Antarktis häufig vorkommen, da sie vom dortigen Schelfeis abbrechen. Er ist oben ganz flach und fällt an allen Seiten senkrecht ins Meer ab. Wir kommen dichter heran und haben wohl eine erstaunliche Kantenlänge von über einem Kilometer vor uns. Derartig riesige Eisberge sind in der Arktis eine große Seltenheit. Als wir an der Kante entlang fahren und um eine Ecke biegen, scheint sich der Eisklotz fast bis zum Horizont zu erstrecken. Wir umrunden den gesamten Eisberg und vermessen ihn grob: Er ist etwa 8 Kilometer lang und ungefähr 4 Kilometer breit, was eine Größe von über 30 Quadratkilometern ergibt! Nach Ansicht unseres Grönlandexperten Hans Joachim Kürtz ist der sogenannte P II A-b letztes Jahr vom Petermann Gletscher in Nordwestgrönland abgebrochen. Den Winter verbrachte er aufgelaufen und festgefroren bei Coburg Island am Eingang zum Jones Sound, hatte sich nun vor einigen Wochen wieder auf den Weg gemacht und war jetzt hier angekommen. Die kanadischen Behörden haben sogar einen Sender darauf angebracht und man kann ihn im Internet verfolgen. So können Sie zuhause ab und an noch mal nachschauen, was aus dem Eisklotz geworden ist, den Sie heute umfahren haben ...

 


Brückenbesichtigung