TAG 9, Montag 8.8.2011

Coburg Island  🇨🇦


POSITION: Länge 78°50' W, Breite 75°48'N

Wasser 5°, Luft 7°


Über Nacht mussten wir nicht allzu weit fahren und sind morgens pünktlich vor der Coburg Insel. Sie liegt quer im Eingang vom Jones Sound und besteht aus einem steilen Gebirgsland mit vielen zum Wasser reichenden Gletschern. Die HANSEATIC ankert im Süden der Insel um einen Ausflug zu den berühmten Vogelfelsen zu unternehmen. 

 

Mit unseren kleinen Booten halten wir nun auf die steilen Felsklippen zu. Zwar fliegen hier draußen eifrig einige Vogelschwärme umher, doch fragt man sich, was an den Felsen wohl groß anders sein wird. Je näher wir kommen, umso mehr Vögel bevölkern allerdings den Luftraum. Wenn man schräg zu den Felsen schaut, sieht man hunderte von schwarzen Punkten wie Mückenschwärme durch die Luft schwirren. Immer dichter fahren wir an die Insel heran und können bald die vielen Vögel auf den schmalen Felsvorsprüngen sitzen sehen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Dickschna-bellummen und Dreizehenmöwen, die ganz unterschiedliche Teile dieses großen, natürlichen Hochhauses bewohnen. Ganz unten sitzen die Lummen und wenden einem zumeist den dunklen Rücken zu. Schon vom Schiff aus konnte man den intensiven Geruch nach Guano wahrnehmen, der von den Vogelfelsen aus über das Meer zieht. Dieser Dünger, der auch gern im Fluge fallengelassen wird, sorgt für eine üppige Vegetation auf den Berghängen. Auf den steilen Felsen wachsen orange Flechten und in den geschützteren Lagen färben Moose und Gräser alles intensiv grün. Manchmal erheben sich hunderte von Vögeln gleichzeitig in die Luft und schwirren dicht über unseren Köpfen davon. „Zehn Stück sind ja schon so viele ..." versucht jemand die Mengen abzuschätzen und misst dabei ein winziges Stück Himmel zwischen Daumen und Zeigefinger ab. Man fragt sich, wie die Ornithologen beim ständigen kommen und gehen wohl auf halbwegs verlässliche Bestandszahlen kommen mögen. Jedenfalls erscheint uns die Zahl von 500.000 Brutpaaren als durchaus realistisch. Bei so vielen Tieren gibt es natürlich auch etliche Todesfalle durch Krankheiten oder Unfälle, sodass Vogelfelsen auch immer einige Fleischfresser anlocken. Oft streifen Füchse um die Kolonien herum, um mit totem Geflügel sich und ihre Kinder zu ernähren. Wir haben heute besonderes Glück und können unseren 7. Eisbären verzeichnen. Das Tier liegt hoch über dem Wasser in einer kleinen Kuhle und döst vor sich hin. Zwar ist das Treibeis für eine standesgemäße Robbenjagd weit von hier entfernt, doch muss er immerhin nicht darben oder wie manch anderer Kollege Gras fressen, solange er unter den Steilklippen abgestürzte Vogelküken oder verletzte Altvögel aufsammeln kann. 

 

Am Nachmittag durchqueren wir noch lose Packeisgürtel, welche wir auf unserem Weg nach Osten im Smith Sound treffen. Es liegen etliche Robben auf den Eisschollen, ein weiterer Bär lässt sich allerdings nicht blicken. Nach der Kaffeezeit ist wieder Zeit für einen Vortrag. Nun berichtet Arne über die Polareskimo in Nordgrönland, welche vor allem durch Robert Peary in engen Kontakt mit der Zivilisation kamen und innerhalb einer Generation von der Steinzeit in die Moderne katapultiert wurden. Knud Rasmussen errichtete dann dort oben die Handelsstation Thüle und der Referent schildert den nicht ganz einfachen Warenverkehr mit den Eskimo und informiert auch über die verschiedenen Expeditionen, die Rasmussen und sein Kompagnon Peter Freuchen von dort aus unternahmen.